Die Ausstellung „Offener Prozess” war vom 17. März bis 22. Mai 2022 in der Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig zu sehen.
Die Ausstellung widmet sich dem NSU-Komplex. Sie nimmt die ostdeutsche Realität, insbesondere die in Sachsen, zum Ausgangspunkt ihrer Erzählung und beginnt bei Migrationsgeschichten sowie bei den Kontinuitäten rechter und rassistischer Gewalt sowie des Widerstandes dagegen. Mit dem Ansatz eines „lebendigen Erinnerns” rückt die Ausstellung marginalisierte Perspektiven in den Mittelpunkt und befasst sich darüber hinaus mit strukturellem und institutionellem Rassismus. Künstlerische Beiträge u.a. von Harun Farocki, Hito Steyerl, belit sağ, Želimir Žilnik, Ulf Aminde und Forensic Architecture widmen sich den Lebensrealitäten von Gastarbeiterinnen und Gastarbeitern, Migrationsgeschichten, dem Alltag in Deutschland und der rechtsterroristischen Gewalt genauso wie dem Alltagsrassismus. Aktivistische Initiativen erinnern an diejenigen, die Opfer dieser Gewalt geworden sind und sind die lauten Stimmen derer, die sich dagegen zur Wehr setzen. Diese Ausstellung fordert zum Handeln auf – Zuhören wird als politische Praxis verstanden, Erinnern als Prozess.

Sefa Defterli (2006, Schnitt 2021) Trauerdemonstration Kein 10. Opfer, Ausschnitte aus filmischer Dokumentation DE, Filmstill

Želimir Žilnik (1975): Inventur – Metzstrasse 1, Kurzfilm DE, Filmstill
Die Leipziger Präsentation der Ausstellung und das dazugehörige Vermittlungsprogramm waren Teil von YUNIK Konferenz für kulturelle Bildung, in Kooperation mit dem Sächsischen Staatsministerium der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung. Der Besuch der Ausstellung sowie die Vermittlungsangebote waren kostenfrei.
Die Ausstellung ist entstanden im Rahmen des Projekts „Offener Prozess – NSU-Aufarbeitung in Sachsen” des ASA-FF e.V. unter Leitung von Hannah Zimmermann und Jörg Buschmann.
Das Kuratierungsteam Ayşe Güleç und Fritz Laszlo Weber hat im Auftrag dieses Projekts das künstlerische, gestalterische und kuratorische Konzept der Ausstellung entwickelt. Irène Mélix ist verantwortlich für die Ausstellungsproduktion und die Konzeption der Web-Ausstellung. Für das Vermittlungsprogramm sowie die politische Bildungsarbeit im Kontext der Ausstellung sind Ayşe Güleç, Juliane Phieler und Hannah Zimmermann verantwortlich.
Grußwort
„Mit der Konferenz YUNIK zeigt sich eine gelungene Symbiose von kultureller und politischer Bildung. Diese wird auch in der Ausstellung „Offener Prozess“ deutlich, in welcher Betroffenenperspektiven des NSU-Komplexes auf sensible und selbstermächtigende Weise Sichtbarkeit verliehen wird.
Ich freue mich, dass die Konferenz diese Perspektiven und damit verbundene politische Fragen für kulturelle und politische Bildnerinnen und Bildner aus ganz Deutschland zugänglich macht. Denn Demokratie muss immer wieder Perspektiven von Minderheiten und marginalisierten Gruppen einbeziehen. Auch die NSU-Aufarbeitung hat gezeigt, wie wichtig es ist, diese Perspektiven in den Diskurs zu bringen und dabei gleichzeitig die eigene Haltung, das eigene Urteil und eigene Privilegien immer wieder in Frage zu stellen.
In diesem Sinne wünsche ich der Konferenz, dass sie mit Multiplikatorinnen und Multiplikatoren erkundet, wie unbekannte Perspektiven künstlerisch sichtbar werden können, um das eigene Urteil mündig zu hinterfragen.“

Katja Meier
Staatsministerin
Sächsisches Staatsministerium der Justiz
und für Demokratie, Europa und Gleichstellung